Wie funktioniert Neuropsychologie?

In der neuropsychologischen Behandlung von Patient*innen mit erworbenen Erkrankungen des Gehirns findet zunächst eine Diagnostikphase mit bis zu fünf Sitzungen statt. Mit Hilfe verschiedener standardisierter Testverfahren werden kognitive Fähigkeiten wie z.B. Aufmerksamkeitsfunktionen, Lernen und Gedächtnis, Wahrnehmungsleistungen und planerische Fähigkeiten, aber auch psychische Veränderungen bei organischen Störungen, erfasst. Dabei werden nicht nur kognitive Leistungseinschränkungen, sondern auch erhaltene Fähigkeiten erfasst. Nach der Diagnostikphase besprechen die Neuropsycholog*in gemeinsam mit der Patient*in, wenn gewünscht auch mit den Angehörigen, das individuell entwickelte Behandlungskonzept. Bei der gemeinsamen Entwicklung des Behandlungskonzeptes spielen neben den Testergebnissen auch die Anforderungen und Aktivitäten, die die Patient*in in ihrem Alltag wieder aufnehmen möchte, eine entscheidende Rolle

Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient*in und Therapeut*in ist auch bei der Neuropsychologischen Behandlung ein wichtiger Bestandteil. Die Behandlung kann mit der Therapeut*in allein oder im Rahmen einer Gruppentherapie erfolgen. Einzelbehandlungen haben in der Regel eine Dauer von 50 Minuten, Gruppentherapien eine Dauer von 100 Minuten. Insbesondere bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen kann es auch hier hilfreich und notwendig sein, Bezugspersonen aus dem familiären und sozialen Umfeld mit einzubeziehen. Die neuropsychologische Therapie im Einzelsetting kann bei Bedarf auch als Videositzung durchgeführt werden. Erkundigen Sie sich ggf., ob Ihr*e Therapeut*in diese Möglichkeit anbietet.

 

Folgende therapeutische Maßnahmen können einzeln, meist jedoch kombiniert, zum Einsatz kommen:

  1. Restitutive Therapie: Maßnahmen mit dem Ziel einer neuronalen Reorganisation, z.B. spezifische Stimulation, Aktivierung.
  2. Kompensatorische Therapie: Maßnahmen mit dem Ziel der Anpassung an kognitive Störungen und zum Erlernen von Ersatz- und Bewältigungsstrategien, z.B. Erlernen neuer Verarbeitungsstrategien, Anpassung der eigenen Ansprüche und Erwartungen, Umstrukturierung der Umwelt.
  3. Integrative Therapie: Maßnahmen mit dem Ziel der Verarbeitung und psychosozialen Anpassung und zur Reintegration in das soziale, schulische und berufliche Umfeld, z.B. Förderung der Krankheitsverarbeitung und Behandlung psychoreaktiver Störungen (z.B. Depression, Angst, Selbstwertprobleme), Abbau von Verhaltensauffälligkeiten und Aufbau von Aktivitäten, Begleitung bei der schulischen oder beruflichen Rehabilitation.